Bärstädter Kerwespruch 1957

 

Schönen guten Tag, Ihr Herren und Damen, Ihr Jungen,

Ihr Alten, Ihr Mädchen und Knaben:

Ich bitt’ Euch alle insgemein, dass Ihr ein wenig ruhig seid

und meiner Worte höret zu, was ich noch weiter sagen tu’! – V i v a t!

 

Vor hundert und ich weiß nicht ganz genau die Jahre,

als hier von uns noch keiner war,

ward unsre Kirche eingeweiht, zum Tempel für die Christenheit.

Auf festem Grund steht sie gebaut und trotzet jedem Sturme,

und ihre Glocken rufen laut, dort von dem hohen Turme.

Sie laden uns zur Feier ein und mahnen zum Gebete,

sie bringen uns den Morgengruß und tönen wenn der müde Fuß
des Nachts zur Ruhe geht.

Selbst ihre Trauerklänge schallen, wenn wir zur letzten Ruhe wallen.

Doch vor allem sei ein Ziel gesteckt, dass uns kein Feuerruf mehr weckt.

Drum wollen wir diesen Bund erneuern
und heute unsere Kirchweih feiern. – V i v a t

 

Es lebe unser Bundespräsident Herr Heuß recht wohl,

mit Ehren sei an ihn gedacht,

der unser Land regieret. Es zieret eine schöne Macht,

das Land das auf ihn höret. Sein Volk ist ihm stets zugetan,

folgt den Gesetzen gern, Gott schütze ihn sein Leben lang,

den lieben alten Herrn. Setz weit hinaus sein Lebensziel

das er erreichen soll und mache seiner Tage vie

und jeden ehrenvoll. – V i v a t!

 

Es lebe auch unser Herr Pfarrer recht wohl,

Gott lasse unseren Seelenhirten recht lange Jahre leben,

und sein segensreiches Wirken auch reiche Früchte geben;

Laß ihn verkünden Gottes Wort so wie allhier auch allerort.

Und wenn durch Glaub’ und Liebe die Menschen sich verstehen,

dann wird auch bei den Völkern, die Friedensfahne wehen! – V i v a t!

 

Es lebe auch unser Herr Bürgermeister recht wohl,

ein Mann den die Gemeinde ehrt, wohnt hier in unsrer Mitte.
Er ist der vollen Achtung wert, das Zeugnis gibt ihm jeder!

Nur Verleumder müssen schweigen, die ihn verachten wollen,

denn er sucht seinesgleich, im Amt, das im vergonnen.

Auch neben ihm die Herren Vertreter, sie sind auch sehr tüchtige Männer

sie lenken der Gemeinde Geschicke, als biedere rechte Kenner.

Denn wer sein Amt mit Treue übt, über den kommt keine Klage,

das müssen wir ihnen rühmlich auch heute mit Recht nachsagen! – V i v a t!

 

Es leben auch unser Herr Lehrer und die Frau Lehrerin recht wohl!

Ihr Eltern, die ihr’s redlich meint mit euren lieben Kindern –

Ehrt sie als den besten Freund und liebet sie nicht minder!

Denn die Jugend christlich zu erziehen ist ihnen eine heilige Pflicht

Gott Vater fördere ihr Bemühen, erleuchte sie mit deinem Licht!

Gib ihnen Gesundheit, Kraft und Mut und segne alles was sie tun.

Dann lebt das ganze Dorf erfreut, Vivat unseren Lehrern zur Gesundheit!

Es lebe auch unser Herr Förster recht wohl,

der bei Tag wie bei der Nach über unsere Wälder wacht.

Hirsche, Rehe, Hasen, Füchse fürchten seine Jägerbüchse.

Ein schönes Leben führt der Mann – ein „Horrido“ dem Jägerstand! – V i v a t!

Es lebe auch die hiesige Bürgerschaft recht wohl!

Es ladet euch dies Freudenfest heut all’ als Gäste ein.

Das Mahl, das ihr heut froh genießt, verdauet hier ein guter Wein.

Ich weiß, was jeder denken tut, erraten kann ich’s klar:
Das alles wäre ja schon gut, wäre nicht das Geld so rar!

So war es früher, heute doch, hat jeder Geld mehr als genug,

drum stoßt wacker mit den Glasern an und tut nur noch vom Besten trinken;

denn so was nennt man wohlgetan“

Mit euren Frauen an der Hand, blühe auf der hießige Bürgerstand!

Aber den Frauen habe ich auch was zu sagen:
Ihr müsst euch hübsch mit euren Männern vertragen!

Kommt einer des Nachts betrunken nach Haus,

so zieht ihm schön die Stiefelchen aus;

und fangt nur an keinen Streit, denn es is ja Kirchweih heut! – V i v a t!

 

Es leben auch unsere Kirchweihjungfern recht wohl,

schöne Mädchen wie die Roesen zieren heute unser Fest.

Sie zu herzen und zu kosten, dazu hat ein jeder Recht!

Doch unversehrt von üblen Dingen, müsst ihr sie wieder zu uns bringen.

Denn die Mutter meint’s ja herzlich gut;

Sie denkt an ihre jungen Jahren, sie weiß ja wie das Lieben tut,

sie hat es selbst erfahren –

Der Vater ist ein strenger Mann, der tut nur sein Pflichit,

doch was im Dunkeln wird getan, das sieht und hört er nicht! – V i v a t!

 

Es leben auch die Kameraden mein!

Ich hoffe, ihr werdet recht artig sein
und diesem Fest keine Schande machen
dass ihr nicht werdet den Spöttern zum Lachen,

wer heute hier ein Schätzchen hat, dem rat ich’s aber treu:
wenn es den Freund zum Tanzen holt – nicht eifersüchtig sein.

Vergönnt ihm auch nen Jungfernkuß, es macht ja nicht viel aus,

ihr werdet noch satt im Überfluß, bis ist die Kirchweih  aus! – V i v a t!

 

Es leben auch unsere Musikanten recht wohl!

Ihr lieben Herren ich hoffe, ihr werdet euch recht tapfer zeigen,

lasst euch von keinem Sturme beugen.
Ein jedes Instrument muß klingen rein und schön,

und wer zum Tanze geht, soll euren Ruhm erhöh’n!

Drum singet und spielet die ganze Nacht,

dass jedem das Herz im Leibe lacht! – V i v a t!

 

Halt, ich hätt’ mich bald vermessen, und meinen Mundschenk bald vergessen
Mein Mundschenk ist der beste Mann,

jetzt reicht er mir das Gläschen her,

lässt mich den Wein genießen.

Ach wärst du mir immer so bei Leib,

dann wünsch ich dir zum Lohn,

von diesen Jungfern hier ein Weib

und bald einen kleinen Sohn.

Doch weil du warst so treu bisher,

so trink du für mich das Gläschen leer! – V i v a t

 

So, nun lasst uns weitergehen, lasst uns nach dem Tanzsaal sehen.

Nicht mehr zum Turnerheim ziehen wir,

die „Sonne“ ist jetzt des Dorfes Zier.

Sie ist so herrlich aufgeputzt,

aufs prächtigste gezieret!

Es lässt alle Sorgen vergessen,

das gute und reichliche Essen!

Und einen wunderbaren Wein,

der niergends kann besser sein!

So kommt alle mit, feiert tüchtig die Bärstadter Kerb,

bleibt gesund und froh bis zum nächsten Jahr,

und alles Gute für euch alle, jetzt und immerdar!! – V i v a t!